Vergangenheit und Gegenwart
Vorgeschichte
In Verwirklichung des päpstlichen Auftrags an die Benediktinische Konföderatio, erlassen durch Pius XI., Moto proprio: Equidem verba, aus dem Jahr 1924, sich in besonderer Weise der Ostkirche anzunehmen, hat sich in der Abtei St. Martinus zu Weingarten eine nunmehr über 90-jährige Tradition entwickelt. Über Jahrzehnte waren Mönche u.a. auf dem Gebiet der Übersetzung aus dem griechischen Urtext (Minäen; P. Maurus Mauch OSB und Übersetzergruppe), der Erschließung der Theologie des Bildes (P. Laurentius Madlener OSB), in Kirchenmusik (P. Placidus Kreuzberger OSB), Vortragstätigkeit, Publikationen zu ostkirchlichen Themen und Kursangeboten und nicht zuletzt in der Feier der göttl. Liturgie (Abt Dr. Lukas Weichenrieder OSB, P. Nikolaj Dorner OSB) tätig.
Bei Tagungen zu liturgischen, ikonographischen, historischen und kirchenmusikalischen Themen zeigte sich ihre Ausstrahlungskraft, die Menschen aus allen Ländern rund um den Bodensee nach Oberschwaben führte. Durch gelebte Gastfreundschaft wurde die Abtei zudem zu einem Ort des ökumenischen Austausches und der Begegnung mit den orthodoxen, altorientalischen und katholischen Ostkirchen. So entdeckten Beispielsweise viele der etwa 90 Sängerinnen und Sänger die im März 1999 zuTebe blagodarim – Dir danken wir(von der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart und dem Verein für Ostkirchliche Musik/VOM veranstaltet) auf den Weingartner Martinsberg gekommen waren ein neu entstandenes Kleinod: die im Februar selbigen Jahres von Abt Dr. Lukas Weichenrieder OSB konsekrierte Byzantinische Kapelle zur Verklärung Christi. Sie befand sich im Barocktrakt der Abtei in dem auch die Akademie untergebracht ist.
Initiator der Kapelle, Ieromonach Nikolaj (Dorner) OSB, der auf den lateinischen und byzantinischen Ritus geweiht ist, oblagen das Amt des Nastojatjel (Vorstehers) sowie (seit 2004) die geistliche und organisatorische Betreuung des Sergius-Chores/Weingarten.
Gründung des Nikolaus-Chores
P. Nikolaj teilte der internationalen Sägerschar mit, dass man für den regelmäßigen Gottesdienst in der Kapelle künftig auch einen eigenen Chor benötige. Das “Chorbuch für den Orthodoxen Gottesdienst” und eine Vielzahl an slavischem Notenmaterial stehe dafür schon zur Verfügung. Der neue Chor auf dem Martinsberg solle ein Chor mit gemischten Stimmen sein.
Einen Dirigenten gebe es auch schon, den Leiter des ebenfalls zur Abtei gehörenden Sergius-Chores (Männer-Stimmen/slavische Klostertradition), Prof. Dr. Heribert Tilmann.
Im Laufe der weiteren Monate gelang es dem Mönchspriester mit seiner gewinnenden Art eine Schar von etwa 20 Damen und Herren zusammen zu rufen, die sich dann ab Herbst trafen, um sich auf ein erstes Projekt, eine Byzantinische Vesper zum Nikolaus-Fest 1999, vorzubereiten. Die Vesper wurde mit großer Intensität gefeiert, und bei der anschließenden ”Agape” kam man schnell überein, dass man weiter zusammenbleiben wolle. Auch lag es nahe den Festtagsheiligen Nikolaus von Myra, den Wundertäter, des gelungenen Anfangs zum Namenspatron des Chores zu wählen.
Weitere Entwicklung
Das nächste Projekt war die Vorbereitung einer €žLiturgie der Vorgeweihten Gaben in der Fastenzeit das Jahres 2000. Da diese wesentliche Teile aus der Vesper enthält, war es naheliegend, hiermit weiter zu machen. Gleichzeitig wurde aber auch schon für eine große Göttliche Liturgie geprobt . Diese wurde dann erstmals im Frühsommer gefeiert und musikalisch wie auch liturgisch bei einer Tagung des VOM im August zum Thema: Das Fest der Verklärung Christi vertieft.
Mit dem Beginn des byzantinischen €žKirchenjahres am 1. September 2000 begann auch das 2. Chorjahr für den Nikolaus-Chor. In einzelnen Stimmen gab es die zu erwartenden Neuzugänge und Abgänge mit dem Ergebnis, dass der Chor im Sommer 2001 immer noch rund 20 Mitglieder zählte. Inzwischen (2002) zählten regelmäßige Gottesdienste: göttl. Liturgie, Vesper, u.a. zum festen Repertoire des Chores und zum liturgischen Leben der Christi Verklärungskapelle.
Die geistliche Inspiration des Anfangs ist geblieben, auch die heitere Grundstimmung im Umgang miteinander. Die Neugier auf die neue kirchenmusikalische Welt der verschiedenen Ostkirchlichen Traditionen und die Bereitschaft zu effizienter Probenarbeit wird getragen von dem liturgisch motivierten Bemühen das Große in aller Schönheit groß sein zu lassen.
Mit Oktober 2006 wurde Herrn Alfred Löscher das Dirigat des Nikolaus-Chores anvertraut. Mit Begeisterung bemühte er sich redlich, die für ihn noch relativ neue Welt des christlichen Ostens kennen zu lernen und sich in die musikalische Tradition einzuarbeiten. Er beendete seine Aufgabe als Chorleiter im Sommer 2008.
Ortswechsel
Im Herbst 2008 gab es einen zukunftsweisenden Neubeginn. P. Nikolajs ”Weinberg des Herrn” verlagerte sich von Oberschwaben nach Augsburg in das ehemalige Augustiner-Chorherrenstift St. Georg -, die nunmehrige Stadtpfarrei im Herzen der Fuggerstadt. Unter der Leitung von Frau Anja Röder formierte sich der Nikolaus-Chor neu
Seither fahren die Sängerinnen und Sänger regelmäßig zu Gottesdiensten nach Bayerisch Schwaben. Das Weiterbestehen des tot geglaubten Ensembles feierten die verbliebenen Mitglieder am Fest des hl. Nikolaus 2008 mit einer großen Vesper am 5. und einer göttlichen Liturgie am 6. Dezember 2008 – gemeinsam mit dem neugegründeten Georgs-Chor – in der Stadtpfarrei St. Georg in Augsburg.
Mindestens einmal pro Monat finden nun deutschspachige Gottesdienste im slavisch-byzantinischen Ritus in Augsburg statt, meist in der Rektoratskirche St. Sebastian, die sich bestens dafür eignet! In der musikalischen Gestaltung wechseln sich Nikolaus- und Georgs-Chor ab.
Möge der Herr von Weinberg und Ernte das gute Werk vollenden, das ihm zu Ehren begonnen wurde! Bleibt zu hoffen, dass noch viele Gottesdienste im byzantinischen Ritus folgen werden!
UIOGD